Vorbei die Zeiten, dass wir am Abend mit langer Hose, Pullover und Jacke
zum Strand laufen mussten und halb frierend Austern geschlürft haben.
Swakopmund am Morgen präsentierte sich in starkem Nebel und niedrigen
Temperaturen, alles einheitlich grau in grau. Dennoch nutzten wir die
recht hübsche (deutsche) Stadt, um unseren fabelhaften Kühlschrank mit
Steaks und Bier sowie den Tank mit ausreichend Diesel zu füllen.
Erfolglos war allerdings die Suche nach dem Permit für den sehr
empfohlenen Welwitchia-Drive, aber nachdem Joachim uns gegenüber
geäußert hatte, dass das Nicht-Mitführen eines solchen „nur" mit 300 N$
geahndet wird, haben wir uns ohne das Papier auf den Weg gemacht. Denn
Sinn oder Unsinn dieses Drives müssen wir allerdings nun noch ergründen.
Unser Tipp für zukünftige Namibiaurlauber, lasst diese Schleife aus. Die
heißumworbene Pflanze sieht man auch überall anders, wenn man nur die
Augen offen hält und ob sich eine Flechte nach dem Begießen mit Wasser
nun bunt verfärbt (oder auch nicht), ist keine 100 km auf Schotterpisten
wert. Kurzentschlossen wurde der Reiseführer gewälzt, was sollte das
nächste Ziel sein? Beim Blättern stieß ich auf das Ugab Rhino Camp,
gelegen im Nichts am Ugab Rivier. Diese doch spontane Eingebung war wohl
die beste, die wir bislang hatten. Über eine ausgesprochen holprige
4WD-Strecke erreichten wir kurz vor Sonnenuntergang als einzige
Touristen diesen abgelegenen, dennoch wunderhübschen Campingplatz.
Liebevoll angelegte Stellplätze und Duschen, an denen man für warmes
Wasser erst einmal Feuer machen musste. Bedenklicher waren hingegen die
Warnschilder „Beware of elephants and lion – camping at own risk only.
Do not feed wild animals". Endlich sind sie also nicht mehr weit, die
wilden Tiere Afrikas, wobei wir bis auf ein paar Paviane, Oryx,
Springböcke und Kudus keine von ihnen gesichtet haben. Klagten wir in
Skwakopmund noch über Kälte und Nebel, so war uns hier zum ersten Mal
während unserer Reise richtig warm. Geschätzte 30°C noch am Abend ohne
Sonne, puh! In Seelenruhe haben wir lecker gekocht und dazu eine Flasche
gekühlten Weißwein getrunken, um 20 Uhr fielen wir todmüde ins Bett. Um
5:30 Uhr riss uns der Wecker nach etlichen Stunden immer noch aus dem
Tiefschlaf, aber „Termine, Termine" gilt auch hier im Urlaub. Dem Kult
der deutschen Pünktlichkeit entsprechend stand nämlich Punkt 7 Uhr der
noch am Vorabend gebuchte Guide namens Fly (in Anlehnung an die
zahlreichen Fliegen, die es in diesem Gebiet gibt) vor unserer Hütte, um
uns während eines zweistündigen Spaziergangs sein Land und den Ugab
Rivier zeigte. Die schwarzen Spitzmaulnashörner, die vom Save the Rhino
Trust geschützt werden, sind zur Zeit aufgrund von Wassermangel leider
nicht zu sehen, dennoch erhielten wir von Fly Unterricht in Spuren- und
Fährtenlesen. Jetzt können wir Springbockdung von Elefantenscheiße
unterscheiden :-) Anschließend packten wir bei inzwischen gefühlten 35°C
unsere sieben Sachen zusammen und sind über einen Off-Road-Trail
Richtung Twyfelfontein gefahren. Für die 75 km brauchten wir immerhin 4
Stunden und das GPS-Navi warnte permanent vor „extreme sharp rocks" oder
empfahl den Einsatz eines „serious 4WD needed". Wie gut, dass meine
Fahrstunden hier vor Ort zu einer Fahrleistung geführt haben, dass ich
die meisten Passagen selbst durch Flussbette und Sand im „normal gear"
schaffte. Bin schon ganz schön stolz auf mich selber –
„Schulterklopfen". In Twyfelfontein angekommen, checkten wir bei
sicherlich 40°C Außentemperatur (kurze Anmerkung am Rande, in Namibia
haben wir zurzeit Winter) im Aba Huab Camp ein. Wie schön, an der
vorhandenen Bar gibt es eiskalte Getränke. Erst verschlangen wir ein
Schweppes, dann noch eine Coke mit tausend Eiswürfeln, nur so lässt es
sich hier ansatzweise aushalten. Ein weiterer Blick in den Reiseführer
bzw. ein Gespräch mit einer Damara-Frau führte uns zum ortsansässigen
„Living Museum of the Damara People". Dies ist ein Lebensmuseum, in dem
die Locals nach jahrelangem Kampf wieder ihre ursprünglichen
Lebensformen annehmen können. Gekleidet sind sie nur mit einem
Lendenschutz aus Ziegenleder, sind aber dennoch gebildet und wissend, so
dass sie in fließendem Englisch den interessierten Touristen, aber auch
die eigenen Landsleute mit ihrer traditionellen Kultur vertraut machen
können. Insgesamt sicherlich eine besondere Situation, dennoch hat sich
das in unseren Augen gelohnt. Die Damara nutzen Schnalzlaute beim
Sprechen und tragen Ocker auf die Haut auf, um sich vor Sonnenbrand zu
schützen. Andreas und ich bräuchten bei der sengenden Hitze hier ein
ganzes Ockerbad, ist das heiß hier!!! Nun sitzen wir wieder an der
besagten Bar, trinken ein eiskaltes Bier und fragen uns, wie wir die
Nacht in dieser Hitze überleben sollen. Die Hälfte des Urlaubes ist
schon fast rum, nur wohin uns diese so spannende und tolle Reise als
nächstes führen wird, ist noch unklar. Den Caprivi-Streifen werden wir
wohl nicht schaffen, aber vielleicht führt uns die Reise noch nach
Norden zu den Epupafalls. Etosha werden wir auch nicht auslassen, denn
wie gesagt, die richtig wilden Tiere fehlen uns bislang noch
vollständig. Wir werden weiter berichten, morgen sehen wir uns erst
einmal die Felsmalereien von Twyfelfontein an, UNESCO-Weltkulturerbe und
damit wohl auch ein Muss. Und jetzt bestelle ich mir mein zweites Bier,
ist ja nicht zum Aushalten hier ;-) Prost!
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